Berliner Woche 48
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Berliner Woche 48

Blutige Geschichten

Neues Theater am Hohenzollernplatz spielt Euripides

 

WILMERSDORF. Es ist eine blutige Geschichte, die am Montag, 6. Dezember, 20 Uhr bei der nächsten Premiere des neuen Theaters unter dem Turm der Kirche am Hohenzollernplatz erzählt wird. Es ist die Geschichte der Bakchen, ein Stoff, der seit 2000 Jahren immer wieder von den größten Dichtern des Abendlandes gestaltet wird: von Euripides über Racine, Goethe, Wedekind bis zu Sartre. Mit einer auf 18 Minuten komprimierten Szene aus dem 5. Akt von Euripides’ „Die Bakchen“ hatte Regisseur Poyraz Dürkheim das Festival Internazionale di Regia in Trient gewonnen. Dafür gab es Geld und die Möglichkeit, die Szene in einer italienischen Residenz zu einem kompletten Theaterabend zu entwickeln, der nun zu Nikolaus in Wilmersdorf Premiere haben wird.
Da Ronald Uecker bei der Eröffnung seines neuen Theaters versprochen hatte, „anspruchsvolle Unterhaltung mit klassischen Komödien“ zu bringen sowie „die leichte Muse mit intellektuellen Stücken, die aber keine Kopfschmerzen bereiten werden“, zu mischen, kommt dieser Abend heiter oder, wie Poyraz Dürkheim sagt, „mit schwarzem Humor“ daher. Dionysos ist Gott geblieben, tritt aber in seiner heutigen Erscheinungsform als Regisseur auf. Aber auch dieser Olymp ist nicht mehr sicher. Eine Schauspielerin, die mit ihrem Dackel zu spät zur Probe kommt, lässt sich von diesem „Gott“ nicht herunterputzen. Auf der Probe verliert sie sich so in der Rolle der Agave, dass sie aus Wut ihren Hund, den sie wie einen Sohn liebt, auf der Bühne tötet. In Medea wird der Darsteller des Dionysos zu Jason. Der bringt seine Reisebekanntschaft Medea und die gemeinsamen Kinder im Gefolge nach Hause mit. Doch Medea ist Ausländerin und mithin sind ihre Kinder illegitim. Nun möchte Jason aber mit der Tochter des Königs
anerkannte Kinder zeugen und stellte Medea anheim, mit ihren Kindern von dannen zu ziehen. Tut sie auch, tötet aber zuvor ihre Kinder und die Nebenbuhlerin. Auch dies wird in Wilmersdorf zu einer Theatergeschichte. Medea ist die Frau des Regisseurs, die ihr Kind tötet, weil ihr Gatte mit der Tochter des Intendanten anbandelt. Am nächsten Regiewettbewerb wird sich das neue Wilmersdorfer Theater wieder beteiligen. Dann sind 18 Minuten aus Shakespeares Sommernachtstraum“ gefordert. Zunächst gibt es aber noch am 6. und am 13. Dezember die Euripidestetralogie. Danach geht das Theater bis zum 10. Januar in die Winterpause. Karten können
im Internet unter www.theateruntermturm.de vorbestellt werden.
FW