EURIPIDES LIGHT
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EURIPIDES LIGHT

Tetralogie: Die Bakchen, Medea, Hekabe, Der Zyklop

Gleich mit seinen zweiten Produktionen wagt sich das Theater unterm Turm an ein Antikenprojekt. Angelehnt an die antike Aufführungspraxis serviert das Ensemble im Veranstaltungssaal der Kirche am Hohenzollernplatz drei Tragödien und ein Satyrspiel (das einzige überlieferte des Euripides) als Familienpackung. Regisseur Poyraz Dürkheim verknüpft die Werke durch einen Griff in die komödiantische Trickkiste mit der Aufschrift „Kommt immer gut“: Die Dramen werden zur Folie für jede Menge Theater auf dem Theater.
In den „Bakchen“ – reduziert auf ein Probenduett zwischen „Regisseur“ und „Schauspielerin“ – verfällt die Aktrice in der Rolle der thebanischen Königsmutter unter Regie-Einwirkung in Wahn und Blutrausch. In „Medea“ ist die Titelfigur zugleich auch eifer- und rachsüchtige Regisseursgattin, die die Affäre mit der Intendantentochter aufdeckt. So geht es munter weiter mit der Rache, List und Augen ausstechen. Ein Dackel in drei Rollen gleichzeitig, eine berlinernde Putzfrau, die sich als Chor, Bote oder Odysseus‘ Komplizin ins Geschehen einmischt, und ein Herr im Griechengewand mit Amphitheatergesten komplettieren das Personal. An gewitzten Einfällen mangelt es nicht, aber die Theaterselbstbespielung geht nicht übers Klischee hinaus. So versandet der frisch-respektlose Zugriff auf antike Schwergewichte im Boulevard.
Nora-Henriette Friedel