Goethes ungeliebter Engel-von Johanna Wech
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Goethes ungeliebter Engel-von Johanna Wech

Ein Stück von Johanna Wech
Regie: Michael Kinkel

Es spielen:
Johanna Wech: Bettina von Arnim
Michael Kinkel: Johann der Kammerdiener.
Maria Baton: Frau von Stein.

 

Aus dem Off:
Friedrich Wilhelm IV: Peter Luppa.
Beethoven: Mathias Eysen.

 

Technik und Bühne:
Dieter Steinle
Waldemar Arndt

Regieren hat nichts mit Romantik zu tun, Opposition hingegen wächst aus romantischem Geist

Erniedrigt von Goethe, verfolgt von des Königs Ministern, taumelt BETTINA VON ARNIM aus der Romantik in die Revolution von 1848 und wird unversehens zur Vorkämpferin unserer heutigen Demokratie. Im ersten Akt zart entrückt, greift sie im Zweiten mal triumphierend, mal erbarmungslos heruntergekommen in die Dornen ihrer Zeit. Bettine lindert die Leiden der Cholerakranken, gründet die erste Gewerkschaft der Welt und sucht den wahnwitzigen Monarchen Friedrich Wilhelm IV zu einem liberalen Volkskönig zu erziehn. Das romantische Wesen teilt Bettine mit dem König, doch regieren hat nichts mit Romantik zu tun, Opposition hingegen wächst aus romantischem Geist. Wird Johann, ihr undurchsichtiger Kammerdiener sie wirklich auf den Boden ihres adeligen Seins zurückholen?

Hoffentlich überholt die Realität nicht die Historie!

1.Akt (Auszug)

Letzten Sommer, als die CHOLERA ausbrach; im heißen August 1831 und das Wasser faulte in den Kesseln. Oh Du elendes Berlin, wo der Reiche nichts vom Armen weiß! Mit Orden und goldnen Tressen auf dem bunten Rock, der die oh so feine Seele schütze soll, da fühlt man sich erhaben der schuftigen Menge!

Im noblen Charlottenburg klopfte ich an die Portale der Adelspalais; bat um Geld für die Armen. Oh habt Erbarmen! Standesgenossen, hört Ihr die Wehklagen der Kranken? Sie flehen um Hilfe! helft!

Vor der Charité liegen sie im Dreck und sterben weg wie die Fliegen.

Wartet nur, die Cholera holt euch auch. Sie kann jeden treffen, j e d e n !

Achtung, nicht krank werden Majestät!

Die Cholera kennt keinen Stand, hat kein Erbarmen. Auch der Adel wird seine Gräber schaufeln müssen!

🙏♟️👑♟️🙏

Hoffentlich überholt die Realität nicht die Historie!  ©J.WECH

Preis:

20 Euro

Vorschau 2022

Freitag
Samstag

26.08.2022
27.08.2022

2000 Uhr
1900 Uhr

Freitag
Samstag

02.09.2022
03.09.2022

2000 Uhr
1900 Uhr

Ach Goethe, wenn mir was zuweht aus freier Luft, kannst nur Du es sein… Johanna Wech als Bettina von Arnim
Glauben Majestät an die Aufrichtigkeit meiner Gefühle
Die Cholera kennt keinen Stand und hat kein Erbarmen! Johanna Wech als Bettina von Arnim
Regieren hat nichts mit Romantik zu tun, Oposition hingegen wächst aus romantischem Geist. Johanna Wech als Bettina von Arnim.
Beim Teufel, weiss mein König denn immer noch nicht was wirklich im Ofen des Volkes lodert… die Zeit, Eure Zeit Majestät! JOHANNA WECH und MICHAEL KINKEL in GOETHES UNGELIEBTER ENGEL.
Maria Baton, Johanna Wech, Michael Kinkel

Rezension des Schriftstellers Willi Gettel zu Goethes ungeliebter Engel – von Johanna Wech

Theater unter Turm Düsseldorfer Straße. Ohne Turm. Kirchturm in Nähe als Namensstifter gekapert. Turmklau zu Wilmersdorf ein origineller Akt. Es gibt ihn noch: den Berliner Mutterwitz. Lichtblick im öde und düster gewordenen Westen der Stadt. Das kleine, zu ebener Erde gelegene Theater triumphiert seit der ideellen Aneignung des Kirchturmes symbolisch über Traufhöhen, Giebelspitzen, Antennen und Schornsteine der Nachbarschaft. Ehrgeiz der Turmräuber mit Sieg im Höhenwettbewerb nicht gestillt. Wollen erlahmte Kulturpolitik in diesem Stadtteil aufmöbeln: mit künstlerischer Fantasie und schöpferischem Geist.

Licht und Freiheit beflügeln sich gegenseitig, geht es um mehr als nur Bauklötze nebeneinander zu reihen. Es dürfte kein Zufall sein, dass „Goethes ungeliebter Engel“ im Turmtheater aufgeführt wurde und wahrscheinlich weiterhin im Programm bleibt. Das Schauspiel von und mit Johanna Wech ist dem ewigen Wunsch nach Freiheit gewidmet. Mit Bettina von Arnim und Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen wählt sie zwei Gestalten des 19. Jahrhunderts, die den Gegensatz von Freiheit und Unterdrückung prophetisch verkörpern: in einem historischen Moment des Epochenbruchs. Vor diesem Hintergrund hebt sie die Grauenhaftigkeit einer Herrschaft hervor, deren historische Zeit abgelaufen ist und die gläubige Hilflosigkeit eines noch kindlichen Gemütes. Damit stellt sie den aktuellen Bezug zu heute her. Kindliches Gemüt, lässt sie anklingen, lässt sich als Naivität interpretieren, die über das Kinderalter hinaus den Erkenntnishorizont eines Menschen bestimmen kann. Bettina von Armin war eine hochgebildete und berühmte Gestalt der Romantik, Friedrich Wilhelm IV. hingegen ein despotischer, feudalabsolutistischer Reaktionär. Naiv war sie als erwachsene Frau nicht. J. Wech wählt die noch junge, kindliche, verträumte Bettina. Erweckt vom Geist der Großen Französischen Revolution und Beethoven als ihrer Fanfare eilt sie zu Goethe, den sie als Sinnbild der Aufklärung anruft. Mit der voraneilenden industriellen Revolution ist auch im rückständigen Preußen das Bürgertum als neues historisches Subjekt auf die politische Bühne getreten, das sich 1848 revolutionär erhebt. Die junge Bettina ist vom Geist der Freiheit erfasst, glaubt aber an den gerechten König, der Friedrich Wilhelm IV. nicht ist. Die Revolution 1848 wird blutig niedergeschlagen. Für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit hatte je kein König Verständnis. Wenn nicht heute, dann morgen, bemerkte Fontane angesichts der Märzgefallenen.

J. Wech wählt die junge Bettina nicht, um eine rührselige Story zu servieren, in der das Leid klischeehaft im Vordergrund steht, sie wählt sie, weil sie zwar das herrschende Elend, die Not, die Unterdrückung des Volkes erkennt und erfühlt, zugleich aber an den gerechten König glaubt und hofft, der schaffe Freiheit und Gerechtigkeit, erführe er nur von allem. Ihr Sehnen und Hoffen erfüllt sich nicht, denn der König rührt keinen Finger, sie zu gewähren. Sie klagt, verzweifelt, bestürmt Goethe, beharrt, insistiert. Goethe jedoch, dem sie nervend ins Ohr jammert, kann ihr nicht helfen. Sie wiederum gibt keine Ruhe, lässt von ihrem Glauben an den gerechten König nicht ab. Ein Engel schon, aber ein anstrengender und daher ungeliebter. Der Dialog mit einem fiktiven Goethe bildet den dramatischen Strang, der hilflose, aussichtslose Glaube an den gerechten König, das Anrennen gegen die von Goethe verkörperte Vernunft den dramatischen Kern. Ablauf und Botschaft sind anschaulich dargestellt. Dramaturgisch bedient sich J. Wech des von Aristoteles eingeführten Erzählelements der Mimesis, womit sie den dramatischen Spannungsbogen durchgehend aufrechterhält. Hervorzuheben ist, dass sie souverän auf Zwischenerklärungen verzichtet, nicht historisiert, sondern mit ihrem Stück die Realität von heute im Auge hat. Ihr Dialogpartner ist insofern kein fiktiver Goethe, als es sich um einen lebenden und zudem bemerkenswerten Schauspieler handelt, der es versteht, Bettina von ihrem Innern her zu empfinden. Ihr Dialog ist nicht nur künstlerisch ein Erlebnis, er ist auch ein politisches Lehrstück. Requisiten, Kostüme fallen weg. Die Sprache malt aus, was auszumalen ist. Beide, Johanna und ihr Dialogpartner empfinden ihre Bettina, ihren Goethe, versetzen sich in sie hinein, machen sie zu Gestalten von heute, sind sozusagen ein Goethe und eine Bettina von heute.

Willi Gettel

PRESSESTIMMEN

KAS Johanna Wech lässt die quirlige Bettina von Arnim neu auferstehen.

TAGESSPIEGEL Johanna Wech und Michael Kinkel laden in die fantasievolle Welt der deutschen Romantik ein. Mitreißende Darstellung eines romantischen Bühnenstoffs.

BILD Niemand gibt Bettina von Arnim so wie Johanna Wech.

KONRAD ADENAUER STIFTUNG
Johanna Wech, Berliner Autorin des Theaterstücks „Goethes ungeliebter Engel… eine
Staatsfeindin“ ist zugleich Schauspielerin ihres eigenen Werkes. Sie weiß
die emotional hoch aufgeladene und vom Tatendrang beherrschte Figur der
Bettina von Arnim, die auch politisch einer der Zeit vorauseilenden Idee
von Gerechtigkeit folgt, virtuos in Szene zu setzen. Ausdrucksstark in
Mimik und Artikulation zweifelt der Besucher der Aufführung in keinem
Moment die authentische Bettina vor sich zu wissen.

AUGSBURGER ALLGEMEINE
Ein großartiges Theaterstück

ABENDBLATT Engel oder Hexe. Bald lachend, bald weinend.

PROF GÜNTER ERBE (Schriftsteller): Sensible Einführung in die Stimmung der deutschen Romantik.

BERLINER MORGENPOST Johanna Wech hat der Künstlerin Bettina von Arnim ein Denkmal gesetzt.

AMBERGER ZEITUNG Eine bemerkenswerte Aufführung.
Schauspielerin Johanna Wech würdigt die „Poetin der Politik“ mit ihrem
leidenschaftlichen Stück „Goethes ungeliebter Engel“.

BILD Da wäre man gern dabei gewesen.
BADENER ZEITUNG Johanna Wech inszenierte ihr Stück schon fürs Berliner Abgeordnetenhaus. Im Theater am Steg feiert sie Österreich Premiere.